Realismus weicht expressivem Ausdruck Züricher Maler Matthias Schaffer stellt im Narrenschopf Bilder und Skulpturen aus Von Wolf gang Trenkle Bad
Dürrheim. Wer bis zum 10. November den Bad Dürrheimer Narrenschopf betritt,
kann sich über die bunte Welt der Narrenkostüme hinaus noch in eine weitere
recht farbige Dimension begeben: Der Zürcher Künstler Matthias Schaffer
stellt ab heute rund 70 seiner Werke aus. Gerahmte, großformartige Bilder,
vorwiegend in Öl- und Acryl-Technik einzupacken und zu einem Ausstellungsort
zu transportieren ist das Gründungsmitglied der Künstlergruppe Zürich-Nord
gewohnt - die Liste seiner Ausstellungen ist lang. Weniger gewohnt ist er
allerdings die Verzollung seiner Werke - "das war neulich eine ganz
schöne bürokratische Tortur", erzählt der 70-Jährige. Nun sind
er und seine Bilder angekommen, die Werke sind ausgepackt, aufgehängt und die
Ausstellung kann beginnen. Um 15 Uhr startet heute die Eröffnung. Den
Besucher erwartet eine Werkschau, in welcher sich deutlich die
Entwicklungsrichtung des Künstlers abzeichnet: hin zu immer grösserer
Abstraktion. Hatte der
gebürtige Österreicher Matthias Schaffer mit der äußerst naturalistischen
Wiedergabe von Objekten, insbesondere von Blumen, begonnen, ist er heute an
einem ganz anderen Punkt angelangt: Schaffer hat die fast fotorealistische
Wiedergabe gegen den expressiven Ausdruck eingetauscht und damit einen
enormen Zugewinn an künstlerischer Qualität erreicht. Auch wenn er von sich
behauptet, kaum von anderen Künstlern beeinflusst worden zu sein, finden sich
beim Rundgang durch die Ausstellung doch immer wieder Anlehnungen an bekannte
Motive verschiedener Epochen: Vom Naturalismus und Realismus über den
französischen Impressionismus bis hin zum flächenbetonenden Expressionismus -
zumindest unbewusst dürften Manet, Renoir oder auch die Künstler des
BlauenReiters doch Spuren hinterlassen haben. Zu neuen
künstlerischen Horizonten führte Matthias Schaffer ein Sportunfall. Im Jahr
1994 zog er sich im rechten Arm einen massiven Muskelriss zu, der ihn fast
ein Jahr zwang, den Pinsel liegen zu lassen. Als er ihn wieder in die
Hand nahm, stellte er fest, nunmehr Freude an einem gänzlich anderen Malstil
entwickelt zu haben - der bisweilen naive Naturalismus war Vergangenheit.
Heitere, strahlende Farben gehören seither zu seiner Kunst. Seit einigen
Jahren fasziniert Schaffer auch das Arbeiten mit Ton. Gleich am Eingang der
Ausstellung sind Werke dieser Art ausgestellt: Meist dünne, dem
bildhauerischen Material Ton eigentlich zuwider laufende langgezogene Figuren
- ähnlich denen von Alberto Giacometti. Auch bei dem weltberühmten
Bildhauerkollegen sieht Schaffer allerdings keine Anregungen für sich
"das kommt einfach alles aus mir heraus", sagt er.
|