Erst die Farbe, dann das Thema Ein
Schweizer ohne falschen Nationalstolz / Vom Rosenmaler zur abstrakten
Kunst AUSSTELLUNG
/ Der Schweizer Matthias Schaffer im Narrenschopf VON HANS-JÜRGEN EISENMANN BAD DÜRRHEIM. Wenn ein
Zürcher sich auf die Baar verirrt, ist es unvermeidlich, dass er nach dem
Flughafen Zürich und den Warteschleifen gefragt wird, welche die dort
landenden Flugzeuge im Warteraum Rilax über uns ziehen. Und wenn er
dann nicht ausweicht oder lospoltert, dann ist es nochmals so schön. Einer,
der freundlich und ohne falschen Nationalstolz über dies und noch viel mehr
diskutieren kann, ist Matthias Schaffer, Kunstmaler und Zürcher. Er lebt in
einem grünen Außenbezirk der größten schweizerischen Stadt. Heute (Samstag)
um 15 Uhr eröffnet er seine Ausstellung mit Acrylbildern, Acryl mit Aquarell
und Öl und Tonfiguren, so genannten Langhälsen, in der dritten Kuppel des
Narrenschopfes. Der Eintritt zur Eröffnung und zur Ausstellung ist frei, kann
aber mit einem Besuch im Narrenschopf verbunden werden. Matthias Schaffer,
der in seinen Anfängen als Rosenkünstler bekannt geworden ist und namhafte
Fachverlage in der Schweiz mit Rosenmotiven für Postkarten und Grußkarten
versorgt hat, ist während der gesamten Ausstellungsdauer (bis 10. November)
im Narrenschopf zu sprechen, denn er hat sich in Bad Dürrheim einquartiert. "Die
Farbe steht an erster Stelle, das Thema an zweiter" bekennt der
Künstler, der in der Steiermark/Österreich aufgewachsen und mit 24 Jahren in
die Schweiz gezogen ist, wo er auch seine Frau (sie ist eine
"echte" Heidi) kennen lernte und heiratete. Auffallend ist, dass
Matthias Schaffer so gut wie nie dunkle Farben verwendet, seit er nach einer
unfallbedingten Pause die Phase der Rosenmalerei abschloss. Heute komponiert
er Szenen, Menschen, Elemente und Natur, Landschaften, ganz in
impressionistischer Manier und ohne Scheu vor bunten, abstrakten
Pinselstrichen. Inspiriert hat ihn der Niederländer van Gogh, von dem
zunächst auch realistische Gemälde kamen. Die Acrylbilder zeigen Kobolde,
herbstliche und blühende Landschaften, die Themen Schaffers reichen von der
Bewegung, Szenen aus einer Stadt ("Feierabend") und dem Carneval
über den Klanggarten der Seele bis zu der Unglücksphantasie
"Macht". Dieses Bild hat Schaffer kurz vor dem 11. September 2001
gemalt. Es zeigt ein Ungeheuer und drei Quader, nach dem Anschlag auf das
World Trade Center sagte Heidi Schaffer zu ihrem Mann, das sei wohl eine
Vorahnung gewesen. Eine
"farbliche Eruption" nannte ein Betrachter Matthias Schaffers
Bilder. Matthias Schaffer gelingt es, in seinen Bildern mit schöpferischer
Kraft etwas Positives darzustellen. Sie sind Abbilder seiner Gefühle, seiner
Seele. Erstmals stellt der Schweizer seine Tonskulpturen aus, die aus einem
inneren Drahtgerüst und schlanken Gliedern bestehen. Der Künstler, der in der
Schweiz Wurzeln schlug und sich dort wohl fühlt: "Die Kunst hat in
meinem Leben und meiner Seele schon immer viel Platz gehabt schon als Kind
habe ich aus allen möglichen Naturmaterialien etwas gebastelt" Zunächst
arbeitete er als Kaufmann und Versicherungsinspektor. Nebenberuflich widmete
er sich der künstlerischen Ausbildung mit Kursen an der Kunstgewerbeschule
Zürich und einem Fernkurs der Famous Artistschool Paris. Seit 1972 hat er pro
Jahr mindestens eine Ausstellung. 1982 wurde Schaffer Gründungsmitglied der
Künstlergruppe Zürich-Nord. 1994 hat er sich etwas früher pensionieren
lassen, um aus dem Hobby einen Beruf zu machen. Nach einer unfallbedingten
Pause veränderte er den Malstil, steht aber zur früheren Schaffensphase:
"Alle bis 1993 naturalistisch gemalten Bilder gehören auch zu meinem
Werdegang in der Kunst. |