Farbige Gefühlswelt AUSSTELLUNG / Matthias Schaffer zieht
Zwischenbilanz Im Narrenschopf sind seine Bilder noch bis
Sonntag zu sehen VON
ANNEMARIE FISCHER BAD DÜRRHEIM. Eintreten, sich fallen lassen und den Alltag
abschütteln. Nichts anderes kann dem Besucher der Kunstausstellung von
Matthias Schaffer im Narrenschopf ans Herz gelegt werden. Seine Werke laden
gerade dazu ein, die Tür hinter sich zu schließen und die Seele baumeln zu
lassen. Nur noch
bis Sonntag, den 10. November, ist Gelegenheit, diese nicht alltägliche
Ausstellung zu besuchen. Was nicht bedeutet. dass der dritte Kuppelbau des
Narrenschopfes nicht schon wunderbare Ausstellungen für die Besucher
offenbarte, aber doch halten die Bilder von Matthias Schaffer die Betrachter
auf eigenartige Weise gefangen. Matthias Schaffer selber ist begeistert von
dem wunderbaren Kuppelsaal, den freundlichen Menschen. die täglich um ihn im
Narrenschopf herum sind und von der Kurstadt selbst. "Hier kann man Luft
holen und entspannen", so Matthias Schaffer, und seine Ehefrau stimmt
ihm dabei voll zu. Auch die Gespräche, die er Künstler mit den Besuchern
führt, bezeichnet er als fruchtbar und ausgesprochen positiv. Und die
Besucher? Sie sehen seine Bilder, erkennen das Wechselspiel der Gefühle vor
und nach dem Unfall des Künstlers. Es fällt ihnen schwer zu entscheiden, was
ihnen mehr gibt. die Leichtigkeit der Aquarelle, oder die Tiefe, die
unverkennbar, trotz der Farbgewalt aus den jüngsten Werken spricht und nicht
nur die schöne heile Welt verkörpert. Mal voll
bejahend, mal mit einem beängstigenden Gefühl, mal mit einem Schmunzeln oder
einfach mit einer Wohltat für das Auge, sind seine Werke zu beschreiben.
Gefangen gehalten wird der Betrachter von dem Bild "Macht"
erschreckend erkennend. dass hier der grausame Terror sein Werk vollbringt.
Dann wieder lacht das Herz beim Bild "Die Kobolde". Hui, da glaubt
man fast den Wind zu spüren, der da die winzigen Kerle durch die Luft
wirbelt, um sie von ihrem Schabernack abzubringen. Gleich darauf fällt der
Blick auf ein durch seine Farbgebung einprägendes Bild. Mohn. Intensiv das
Rot, intensiv das Blau, welches den Hintergrund prägt. Es zieht den Blick an,
lässt erahnen, welche Kraft und wie viel Seele des Künstlers dahinter
stecken. Und doch es sind die Rosenbilder, die dominieren. Stolz hält diese
Blume Hof in der Ausstellung und man glaubt fast. dass die einzelnen
Rosenbilder mit einander konkurrieren wollen. In allen Farben, allen
Blütenvariationen sind sie zu bewundern. Und auf einmal stellt sich für den
Betrachter der Ausstellung die Frage: ist hier ein Künstler zu Werke oder sind mehrere Maler im Kuppelsaal
vereint.
Ein
Sportunfall, der den Künstler zu einer einjährigen Schaffenspause zwang,
veränderte den Menschen Matthias Schaffer und damit auch dessen Einstellung
zur Malerei. Den Zwang, Farbe ins Leben zu bringen, setzte er in seinen
Bildern um. Hugo Leibundgut sagte bei einer Vernissage in Zürich, die
markante Stiländerung sei ein "muss" und radikal. Bei den jüngeren
Werken überrascht, ja schockiert manchmal fast, die Leidenschaft im Umgang
mit Farben. mit denen sich ein verwegener Träumer daran macht, seine Träume
in die Wirklichkeit herüberzuholen. Man steht davor wie etwa vor dem
"Klanggarten" und schon hört man das leise Spiel des Windes mit den
Verschiedenen Metallstäben, die der Künstler in kräftigen Farben leuchten
lässt. |