Die neue Welt des Matthias Schaffer

Ein Sportunfall führte den schweizerischen Kunstmaler auf ganz neue Wege

KUNST IM NARRENSCHOPF

MONTAG, 4. NOVEMBER 2002

RAINER SCHÄFER


Die Kunstfreunde, die in diesen Tagen in der dritten Kuppel des Bad Dürrheimer Narrenschopfs einen Rundgang machen, staunen immer wieder über die Tatsache, dass die gezeigten Werke von ein und demselben Künstler stammen. Zu groß ist die Zäsur zwischen den naturalistischen Blumen- und Landschaftsbildern in Öl und den beinahe abstrakt anmutenden Kompositionen in Acryl- und Mischtechnik.
   Der Maler mit den zwei Gesichtern ist der schweizerische Autodidakt Matthias Schaffer. Bis zu einem Sportunfall vor acht Jahren malte er ausschließlich im naturalistischen Stil Landschaften rund um seinen Wohnort Zürich, wie zum Beispiel das Nuraeher Ried oder den Hirzel, oder in der weiteren Umgebung Motive aus dem Jura und dem Südschwarzwald. Bekannt wurde der Künstler durch seine Rosenbilder, die vielfach als Kunstdrucke auf Grußkarten verwendet wurden.


   Eine komplizierte Sportverletzung, die er sich kurz nach seiner Pension Pensionierung im Jahre 1994 am rechten Arm zuzog, zwang ihn zu einer zwölfmonatigen Schaffenspause. Als er wieder mit dem Malen begann, stellte er zu seiner eigenen Überraschung fest, dass sich nicht nur sein Malstil, sondern seine ganze Einstellung zur bildenden Kunst vollständig geändert hatte. "Die radikale Stiländerung war nicht geplant", bekennt der Züricher heute zurückblickend. Sie sei vielmehr ein Muss gewesen, ein inneres Bedürfnis. Er strebe jetzt nach mehr Freiheit, mehr Unabhängigkeit von der objektiven Wirklichkeit.
   Was Schaffer heute auf die Leinwand bringt, sind innere Bilder, Themen, die ihn bewegen, spontane Inspirationen aus dem Alltag, Vermischungen von Gesehenem, Erlebtem und subjektiv Gefühltem. Jedes Bild hat ein Thema. Im Mittelpunkt stehen häufig Menschen, nicht vereinzelt oder polarisierend. sondern integrierend als Pärchen oder Gruppen, die aufeinander zu gehen.

   Als ehemaliger Versicherungskaufmann hat der Maler Erfahrungen im Umgang mit Menschen. Noch heute sind ihm menschliche Beziehungen sehr wichtig und dies findet in seinen Werken ihren Niederschlag. Deutlich geben sie Schaffers positive Grundeinstellung zu seinen Mitmenschen wider. Die heiteren, erfrischenden Farben, die Freude an der Natur, die interaktiven Figuren in ihrem Bewegungsdrang, auf andere zugehend, augenzwinkernd fröhliche Gesichter oder Fantasiefiguren ins Bild einzuweben, wo man es zunächst nicht vermutet, und das alles so miteinander zu verweben, dass ein aussagefähiges und zugleich dekoratives Werk entsteht - das ist die Kunst von Schaffer, die ihm nicht nur in seiner Zürcher Künstlergruppe, sondern weit darüber hinaus Aufmerksamkeit und Anerkennung eingebracht hat. Bei der Ausstellung im Narrenschopf sind sowohl neuere als auch ältere Menschenbegegnungen nebeneinander zu sehen.

   Obwohl Schaffer ganz klar feststellt: "Das Neue ist meine jetzige Welt", hat er mit dem Nebeneinander von Neu und Alt offensichtlich kein Problem. "Bei meinen letzten Ausstellungen habe ich nur die neuen Bilder gezeigt", erklärte der Künstler und weiter: "Hier in Bad Dürrheim habe ich genügend Fläche, um den Besuchern meine Entwicklung vom alten zum neuen Stil zu zeigen". Dies mag auch der zusätzliche Reiz dieser Ausstellung ausmachen.

 

 

 


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